Klimaschutz und Klimawandel sind in aller Munde. Wie steht es um den Energievebrauch im Bauwesen. Wo ist das grösste Potential vorhanden?
Die Schweiz belastet das Weltklima jährlich mit einem CO2-Ausstoss von 3,70 to Öläquivalent/ Einwohner (Stand:2010). Davon entfallen 30-40% der Emissionen auf den Gebäudebereich. Um die Emissionen bis 2020 um 20% gegenüber 1990 zu reduzieren, sind der Umstieg auf emissionsarme Energieträger und die Steigerung der Energieefffizienz wichtige Massnahmen ökologischen Bauens.
Die fossilen Energieträger sind endliche Ressourcen unserer Erde. Die Verfügbarkeit von Erdöl, Gas und/oder Kohle ist zukünftig mit erhöhten politischen Risiken und steigenden Kosten verbunden. Daher sind Energieeinsparungsmassnahmen und der Umstieg auf nachwachsende „erneuerbare“ Energieträger nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch finanziell attraktiv.
Die politischen Energieeinspar- Vorgaben für moderne Gebäude definieren hohe Standards für eine optimierte Dämmhülle bei gleichzeitig dichter Bauweise. Dadurch dürfen heutige Neubauten einen jährlichen Primärenergiebedarf von ca. 60-80 kWh/m2a nicht überschreiten. Vielfach werden Neubauten bereits initiativ nach verschärften Richtlinien, wie z.B. Minergie- (max. 38 kWh/ m2a) oder Passivhaus- Vorgaben (max. 15 kWh/ m2a), mit deutlich geringeren Energieverbräuchen ausgeführt.
Aus baubiologischer Sicht sind die aktuellen Anstrengungen zur Reduktion des Energieverbrauchs im Baubereich dringlich erforderlich. Allerdings bergen gerade hervorragende Dämmungen, sowie die verbesserte Gebäudedichtigkeit verschiedene wohngesundheitliche Risiken, die bei der Konzeption, Planung und Ausführung berücksichtigt werden müssen:
Mit einem jährlichen Primärenergiebedarf von mehr als 350-400 kWh/m2a liegt im unsanierten Gebäudebestand das grösste Potential zur Energieeinsparung. Bereits mit verhältnismässig geringen Dämmstoffdicken von 6-10 cm könnte der Energiebedarf auf 1/4 bis 1/5 reduziert werden. Insgesamt wären aus baubiologischer Sicht durchgängig moderatere Energieeinspar-Vorgaben unter Einbezug des Altbaubestandes in der Summe erfolgreicher und gleichzeitig wohngesundheitlich weniger riskant. Darüber hinaus sollten auch „graue“ Energieverbräuche (Herstellungs-, Transport-, Verarbeitungs- und Rückbauenergien) in die Bilanz einfliessen.
Christian Kaiser
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