Der Bedeutung des Wassers war man sich schon früh bewusst. So lautet ein Zitat des griechischen Philosophen Thales von Milet (um 624 – 546 v. Chr.): "Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück."
Der erwachsene menschliche Körper besteht durchschnittlich, abhängig von Alter und Geschlecht, zwischen 55 bis 75% aus Wasser. Für die Aufrechterhaltung wichtiger Stoffwechselfunktionen ist es essentiell, täglich genügend Wasser zu trinken. (Als Faustregel gilt: 0.03 Liter/kg Körpergewicht pro Tag - ohne sportliche Aktivität). Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, denn während wir ohne Nahrungsaufnahme ein paar Wochen (bis zu 8, 9 Wochen) überleben können, ist dies ohne Wasseraufnahme nur während einiger Tage (bis zu 12 Tage) möglich.
Täglich sauberes Trinkwasser zu Verfügung zu haben ist keine Selbstverständlichkeit. Gemäss SDGS Report 2021 fehlt es 2020 2 Mia. Menschen immer noch an sicher bewirtschaftetem Trinkwasser. Damit ist eines der 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), welches sich direkt auf das Wasser bezieht - Ziel 6 „Gewährleistung der Verfügbarkeit und nachhaltigen Bewirtschaftung von Wasser und sanitären Einrichtungen für alle“ – noch lange nicht erfüllt.
Weltweit beträgt der Anteil an Süsswasser gerade mal 2.5% des gesamten Wasservorkommens. Davon sind nur 0.6% leicht zugänglich. In der Schweiz setzt sich das Wasservorkommen gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) wie folgt zusammen:
Auch wenn wir heute in der Schweiz in Bezug auf die Verfügbarkeit des Trinkwassers keine schweizweiten Auswirkungen des Klimawandels spüren, so treten doch immer wieder regionale Wasserengpässe auf und weltweit ist die Versorgungssicherheit des Trinkwassers ganz klar gefährdet.
Die Daten des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zeigen, dass sich die Niederschlagsmenge in der Schweiz im langjährigen Vergleich seit 1905 nicht signifikant verändert hat.
Der Wasserverbrauch pro Kopf hat seit den 90er Jahren sogar abgenommen, trotz gestiegener Bevölkerungszahl.
Die Entwicklung insgesamt, aber auch die der einzelnen Bezüger ist positiv im Sinne eines sinkenden Wasserverbrauchs. Überraschend ist allerdings der hohe Anteil der Haushalte und des Kleingewerbes gegenüber der Industrie und Landwirtschaft. Aus Abb. 4 ist der Grund erkennbar: Die Industrie sowie die Landwirtschaft nutzen in hohem Masse private Wasserversorger.
Im Gegensatz zu vielen Ländern, welche mit Wassermangel zu kämpfen haben, stehen in der Schweiz entsprechende Anlagen zu Verfügung, womit das Wasser in der Schweiz nicht verbraucht, sondern gebraucht und danach einer, durch die zunehmende Verschmutzung mit komplexeren Stoffen immer aufwändiger werdenden Reinigung zugeführt wird, um anschliessend als gereinigtes Wasser dem Benutzer wieder zu Verfügung gestellt zu werden.
Wollen wir aber eine ganzheitliche Betrachtung des Wasserverbrauchs vornehmen, so müssen wir den Wasserfussabdruck pro Person betrachten. Der Wasserfussabdruck berücksichtigt nicht nur den direkten, sondern auch den indirekten Wasserverbrauch. Dieser indirekte, sogenannte virtuelle Wasserverbrauch schliesst das Wasser mit ein, welches zur Herstellung von Verbrauchsgütern und Lebensmitteln benötigt wird, welche in die Schweiz importiert werden. Lebensmittel und andere landwirtschaftliche Produkte machen mit 86% den Löwenanteil des weltweiten Wasserfussabdruckes aus [Quelle: nachhaltigkeit.info - Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.]. Die höchsten Beiträge kommen von Kaffee, Kakao, Ölsaat, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen, Rindfleisch, Milch, Nüssen und Sonnenblumen (in absteigender Reihenfolge). Der weltweite Durchschnittswert pro Kopf und Tag beträgt 4‘230 Liter! In der Schweiz lagen wir 2015, gemäss den Daten des Bafus, mit rund 4800 Liter deutlich darüber. Der tägliche direkte Wasserverbrauch lag 2015 bei 173 Litern, 2019 bei 163 Litern. Der Anteil des virtuellen Wasserfussabdruckes ist daher immens.
Daraus können nachfolgende Massnahmen als Beitrag zur Trinkwasserversorgungssicherheit abgeleitet werden:
Überlegen wir uns, was wir konkret bei jedem Punkt umsetzen können, um mit der Ressource Wasser schonend umzugehen.
Reduktion des virtuellen Wasserverbrauchs
Welche gravierenden Auswirkungen unser Konsumverhalten haben kann, wurde im Magazin des Tagesanzeigers vom 18.04.22 von Fabian Federl eindrücklich beschrieben („Gut fürs Birchermüesli, verheerend für die Bauern in Portugal“). Er besuchte einen Bauern im Süden Portugals.
Seit Herbst 2020 herrscht im Süden Portugals Wasserknappheit aufgrund von fehlendem Niederschlag. Der Wasserpreis ist seit 2019 um das 5-fache gestiegen. Wasser für die Bewirtschaftung des Bodens muss daher aus dem Stausee im portugiesischen Hinterland bezogen werden. Doch wer bekommt den letzten Tropfen, wenn das Wasser ausgeht? Die Bauern stehen in Konkurrenz zu den weltgrössten Beerenproduzenten und die Regel ist, je mehr Hektare ein Betrieb hat, desto mehr billiges Wasser darf er verbrauchen. Auf den riesigen Agraranlagen laufen Sprinkleranlagen. Mit Tausenden Liter Wasser pro Sekunde werden die Beeren Tag und Nacht bewässert und dies trotz Wasserknappheit. Zudem fliessen, nach Schätzungen der Lokalregierung, 60% des abgezweigten Wassers aus dem Santa-Clarasees ungenutzt in den Atlantik! Der interviewte Kleinbauer musste aber sein Land wegen den riesigen Himbeerplantagen für den weltgrössten Beerenproduzenten vertrocknen lassen.
Bis vor wenigen Jahren wurde fast der gesamte europäische Beerenbedarf mit Beeren aus aufwändigen, beheizten britischen und holländischen Anlagen gedeckt. Die Preise waren entsprechend hoch. Seit Driscoll diesen Markt übernommen hat und entsprechende Plantagen im Süden Portugals betreibt, können wir billige Beeren zu jeder Jahreszeit konsumieren. 97% der LKWs, die täglich das Land verlassen, gehen nach Nordeuropa. [Anmerkung: Es ist nicht primär ein Problem, dass Himbeeren besonders viel Wasser benötigen. Es sind die riesigen Anbauflächen, welche in wasserarmen Regionen angebaut werden und diese Plantagen bewässert werden müssen.]
Und wer profitiert davon? Es sind nicht die lokalen Bauern, die profitieren können, denn es werden billigste Arbeitskräfte aus dem asiatischen Raum beschäftigt. Der Tourismus geht aufgrund der Auswirkungen der Beerenwirtschaft zurück und wenn das Wasser knapp wird, profitieren die Grossen, die Plantagenbesitzer.
Das Meteorwasser - Regenwasser, das nicht durch Gebrauch verunreinigt wurde - wird immer häufiger in privaten wie in öffentlichen Projekten miteinbezogen. Dabei wird zwischen Regenwassernutzungsanlagen mit und ohne Trinkwasserqualität unterschieden. Im Forschungsprojekt KREIS-Haus der ZHAW, welches sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat, wurde selbstverständlich eine Regenwassernutzungsanlage mit Trinkwasserqualität verbaut. Damit kann dieses Wasser für alles genutzt werden. Mit der Nutzung des Regenwassers ohne Trinkwasseraufbereitung kann im privaten Haushalt der Frischwasserverbrauch immer noch zwischen 45% bis zu 50% gesenkt werden kann.
Die Vorteile einer solchen Anlage sind vielfältig:
Der Schweizer Wasserverbrauch teilt sich gemäss des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW) wie folgt auf:
Über 50% werden also für die persönliche Hygiene verwendet. Daher ist es sinnvoll sich auch über Möglichkeiten in diesem Bereich Gedanken zu machen und dies nicht nur als Einzelperson, sondern auch als Gesellschaft. Eine Vorreiterrolle nimmt hier die innovative Genfer Coopérative Équillibre ein. Sie haben bewiesen, dass auch in Mehrfamilienhäusern wasserlose oder wasserarme Toiletten und eine Aufbereitung und Wiedernutzung des Abwassers möglich sind.
Weitere Möglichkeiten für einen ressourcenschonenden Umgang mit Wasser sind:
Wasserverschwendungen vermeiden
Wasserverschwendungen vermindern
Wasser „Recycling“
ANMERKUNG zum Grauwasser: Grauwasser ist gebrauchtes, fäkalienfreies Wasser aus Dusche, Badewanne, Geschirrspüler, Küchenspüle, Waschmaschine und Lavabo. In Schweizer Haushalten macht das Grauwasser gemäss EAWAG ca. 70% des anfallenden Abwassers aus. Daher ist es sinnvoll auch dies vermehrt in Projekten zu berücksichtigen, wie dies auch im KREIS-Haus-Projekt der ZHAW zur Bewässerung der Gartenanlage umgesetzt wurde.
Gibt es tatsächlich auch Nachteile beim Wassersparen?
Bei der ganzheitlichen Betrachtung des Themas Wasserverbrauch darf ein negativer Aspekt des Wassersparens bei uns nicht unerwähnt bleiben. In Ländern, wo derzeit keine Wasserknappheit herrscht und der Wasserverbrauch deutlich gesenkt werden konnte, führt der verminderte Verbrauch aber auch zu Problemen. So wurden beispielsweise die Abwasserrohre für weit grössere Mengen ausgelegt. Zu niedrige Mengen können dann zu Verstopfungen der Leitungen führen, da nicht genügend Wasser die Schlacke weiterschiebt. Die Konsequenz davon sind aufwändige Spülungen der Wasserrohre mit grossen Wassermengen. Auch die Stopp-Spültasten bei Toiletten können mitunter aus demselben Grund zu Verstopfungen der Leitungen führen. Bleiben Fäkalien liegen, bildet sich zusätzlich Schwefelsäure, welche Löcher in die Leitungen frisst.
Auch kann die Wasserqualität leiden, wenn zu wenig Trinkwasser genutzt wird und damit Trinkwasser für längere Zeit in den Leitungen stagniert.
Persönliches Schlusswort
Während der Recherche zu diesem Artikel wurde mir wieder einmal mehr bewusst, wie privilegiert wir hier in der Schweiz sind und wie wenig wir uns bewusst sind, welche Auswirkungen unser Konsumverhalten auf Importländer hat.
Autorin: Angela Birchler, Vorstandsmitglied Baubioswiss
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