BAUBIOSWISS goes MODULØR
In Zusammenarbeit mit unserem Premium Partner, dem Architekturmagazin Modulør, veröffentlichen wir in jeder Ausgabe eine Kolumne zum Thema Mensch & Material.
Haus im Glück
Die zwei sind das Beste, was dem alten Hof passieren konnte. Seit 1734 steht das Baudenkmal auf der Sonnenseite des Tales von St. Imier im Berner Jura. Es hat gute und schlechte Tage gesehen, so manchen Herbststurm und schneereichen Winter überstanden. Doch während der letzten Jahrzehnte ist es still geworden um das Gemäuer. Die Bauersleute zogen in besser erschlossene Gebiete und nahmen den Geruch von frisch gebackenem Brot, das Flattern der Wäsche und das Lachen der Kinder mit.
Nun aber ist das Leben zurückgekehrt. Seit zwei Jahren widmen sich Nadine Dajanović und Semjon Fehr dem komplexen Bauwerk mit Achtsamkeit, Neugier und Begeisterung. Ihre Arbeit gilt der Erhaltung und Nutzbarmachung von bereits gebautem Raum. Die beiden jungen Architekturschaffenden zeigen nicht nur grosse Fachkompetenz im Entwerfen, Konzipieren und Bauen, sondern auch ein tiefes Gespür für die Geschichte – oder vielleicht darf man sogar sagen die Seele – des historischen Hauses.
Bevor sie mit den Sanierungsarbeiten begannen, wurden die Zimmer und Stuben komplett ausgeräumt und rückgebaut. Erst als alles leer und freigelegt war, brachten sie behutsam wieder Materialien ins Haus. Dabei ist die Verwendung natürlicher, schadstofffreier Bauelemente von grosser Bedeutung, wie auch deren Beständigkeit und Wiederverwertbarkeit. So soll etwa das Aushubmaterial als Stampflehmboden wieder eingebracht werden und unter dem Holzboden dienen ungebrannte Lehmsteine als Wärmespeicher.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit entwickelten Nadine und Semjon sogar einen Dämmstoff aus regionalem Dinkelspreu und Sumpfkalk, der nun anhand von Messungen vor Ort sowie an der Hochschule Luzern evaluiert wird. Und da die Baufamilie entschleunigte Prozesse fördert, kann auch zahlreichen Interessierten die Möglichkeit geboten werden, vor Ort zu helfen und mitzudenken. Die Zukunft der Baubiologie sieht rosig aus, wenn diese beiden tatkräftigen und ideenreichen Enthusiasten eine neue Generation von Planern und Gestaltern repräsentieren.
Text: Tina Mott
Bild: Biel Morro
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