BAUBIOSWISS goes MODULØR
In Zusammenarbeit mit unserem Premium Partner, dem Architekturmagazin Modulør, veröffentlichen wir in jeder Ausgabe eine Kolumne zum Thema logisch - baubiologisch.
Die traditionelle Farbkultur Boliviens ist tief in der Geschichte der andinen Völker verwurzelt und spiegelt die enge Verbindung zwischen Kultur, Natur und Handwerk wider. Seit Jahrhunderten gewinnen indigene Gemeinschaften natürliche Pigmente aus Cochenille-Läusen, Erden und Pflanzen. Die daraus entstehenden Rottöne sowie erdigen Ocker- und Brauntöne prägen sowohl die Textilkunst als auch die historische Architektur der Region.
Farben haben eine tiefgreifende Wirkung auf den Menschen, sowohl auf visueller als auch auf emotionaler Ebene. Die Farbpsychologie verdeutlicht, wie Farben Stimmungen und körperliche Reaktionen beeinflussen können. So fördert Rot Aktivität und Energie, Blau wirkt beruhigend, und erdige Töne vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. Durch den gezielten Einsatz von Farben lassen sich nicht nur ästhetische Räume gestal-ten, sondern auch das Wohlbefinden und die Produktivität der Menschen steigern.
Ein beeindruckendes Beispiel für den bewussten Umgang mit Farben in der Architektur zeigt El Alto, Boliviens zweitgrösste Stadt. Die farbenprächtigen und extravaganten „Cholets“ von Freddy Mamani zelebrieren die indigene Identität, die Aymara-Traditionen und den sozialen Aufstieg einer prosperierenden indigenen Mittelschicht. Sie verbinden traditionelle Farbmotive mit zeitgenössischem Design, zeichnen sich durch ihre leuchtenden Farben und geometrischen Muster aus und greifen die indigene Symbole auf.
Die Baubiologie verfolgt eine ganzheitliche Betrachtungsweise, bei der Gesundheit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Besonders im Innenraum spielt die Wahl der Oberflächenbehandlung eine zentrale Rolle. Die Verwendung diffusionsoffener und schadstofffreier Farben fördern ein gesundes Raumklima. Moderne Naturfarben greifen auf jahrhundertealtes Wissen zurück und verbinden es mit aktuel-len wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Lehmfarbe ist feuchtigkeitsregulierend und schadstofffrei, Silikatfarbe atmungsaktiv und schimmelhemmend. Kalkfarbe ist antibakteriell, schadstofffrei und ideal für Allergiker. Mineralfarben punkten mit Langlebigkeit und antistatische Eigenschaften. Naturfarben- und Putze enthalten keine flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) oder Konservierungsstoffe und tragen zu einer gesunden Raumluft bei.
Umweltlabels wie «natureplus», Schweizer Umwelt-Etikette (A-B), eco-1, C2C oder Blauer Engel (in der Schweiz anerkannt) garantieren hohe ökologische Standards. Erfreulich: Gemäss BAFU (Bundesamt für Umwelt) haben Farben mit der Umwelt-Etikette im professionellen Sektor schweizweit bereits einen Marktanteil von rund 90 Prozent.
Zukunftstrends verbinden traditionelle Farbkultur mit baubiologischen Anforderungen. Der Einsatz regionaler Rohstoffe und traditioneller Verarbeitungstechniken tragen zur Nachhaltigkeit bei. Die bolivianische Farb-kultur inspiriert dabei zeitgemässe Konzepte für gesundes Wohnen. Die Synthese aus traditionellem Wissen und Baubiologie eröffnet neue Wege für gesundes und nachhaltiges Bauen. Boliviens reiches Farberbe bietet dabei wertvolle Impulse für eine Architektur, die Ästhetik, Gesundheit und Umweltverträglichkeit vereint.
Anouk Godelet
Architektin, M.Eng., Baubiologin mit eidg. FA,
Beraterin zirkuläres Bauen,
Assoziiertes Mitglied Natureplus
Geschäftsführerin Baubioswiss
Bleib auf dem Laufenden!